Gastro-Marketing
Die Probleme der Gastronomie durch die Pandemie-Lockdowns sind hinreichend bekannt. Viele Interviews in der Presse mit bekannten Gastronomen wie Michael Käfer und Co. zeigen folgendes Bild: Diskutiert wird über die dramatischen Umsatzverluste, die Probleme bei der Beantragung und Auszahlung von Überbrückungshilfen, dem Abwandern des Personals in zukunftsfähigere Branchen, sowie der ersatzweisen Beschäftigung der Inhaber mit der Familie, die in der Gastronomie häufig zu kurz kommt. Das Raster lässt sich mehrfach nachlesen, neuerdings ergänzt durch Subventionsbetrügereien. Und immer wieder durch die Prozent-Prognosen wie viele Betriebe die Krise nicht überstehen. Man spricht in Fachkreisen von mehr als 50 Prozent.
Kaum zu lesen sind Beiträge über eine längst fällige Änderung der Konzepte. Dazu hier meine Überlegungen:
1. Auffällig sind zwei polarisierende Arten von Betrieben. Auf der einen Seite diejenigen, die einfach runterfahren und auf den Neuanfang wie bisher hinzittern. Auf der anderen Seite diejenigen, die die Stillstandzeiten für Investitionen nutzen und sich auf einen Neuanfang strategisch vorbereiten. Strategisch meint eben nicht nur in der Sanierung, Renovierung, Modernisierung (SanReMo), sondern natürlich damit einhergehend auch eine Ausrichtung auf das neue Marketing. Man könnte vereinfacht sagen: Einrichtung und Konzept gehen Hand in Hand
2. Meine Analysen von Betrieben bei meinem qualitativen Forschungsprojekt zeigen auch, dass die Engagements in der Krise bezüglich der Präsenz beim Kunden sehr unterschiedlich verlaufen. Diejenigen´, die die bisherigen (Stamm-) Kunden einfach medial ignorieren (der Großteil) und diejenigen, die mit diversen Maßnahmen (viele Tipps sind in meinen Beiträgen bereits veröffentlicht!) am Kunden dranbleiben. Und dazu ist die wirtschaftlich häufig uninteressante Speisekarte "to go" nicht die schlechteste Wahl.
3. Offensichtlich ist auch, dass viele Kunden bereit sind (wären) "Ihre" Gastronomiebetriebe im Überlebenskampf zu unterstützen. Das sind zuverlässig mehr Kunden, als sich die verwöhnten Wirte der passiven Sorte manchmal vorstellen
4. Übersehen wird die Tatsache, dass viele Gäste im Lockdown gelernt haben, mit Alternativen zu (über-)leben. Kleines Beispiel der katapultartige Umsatzsprung der Lieferdienste sowie der vorkonfektionierten Kochboxen im Online-Angebot. Die ohnehin hohen Einschaltquoten der "Küchenschlachten" in den Fernsehformaten werden jetzt (notgedrungen) zu Hause in die Tat umgesetzt. Und: Die Anzahl der Gastronomiekunden, die damit verloren werden, dürfte groß sein. Man kann es auch auf den Punkt bringen: Wenn die Gäste wiederkommen, dann nur noch, wenn alles passt. Die klassischen Service-Fehler und -Holprigkeiten werden sicher weniger verziehen als in der Vergangenheit. Oder so: Der Gast entwickelt sich momentan schneller als die Gastronomie, wie dies eben in vielen anderen Branchen der Fall ist
5. Da höre ich die Gastronomen schon reagieren: Wenn die nicht mehr kommen, dann kommen eben andere. Aber was sind das denn für Kunden, die nachkommen sollen? Vergleichen Sie dazu auch einmal meine Beiträge zu den Typologien (052/1 bis 057/1), die sich komplett auf die Beantwortung dieser Positionierungen umsetzen lassen. Und die vielbesprochene Generation Z dreht sich beispielsweise aktuell ganz schnell in neue Erwartungshaltungen
6. Bekannt sind die Erfordernisse bei "Kontrollierbaren Erlebnissen". Der Gast von Morgen möchte mehr denn je wissen, wofür er sein Geld ausgibt und was er dafür bekommt. Und das ist in der Gastronomie eben nicht nur das verlässliche (großes Wort gelassen angetextet) Speisen- und Getränkeangebot, sondern die komplette Inszenierung. In Fachkreisen spricht man dazu schon seit Jahrzehnten von der "Szene-Gastronomie". Aber nur einige wenige Gastronomen beherrschen das Vokabular. In Augsburg braucht man dazu nur den Namen "Bob" nennen und man weiß als Gast und Marketingmann sofort: "Der kann`s". Ich werde versuchen, Ihn mal für einen Gastbeitrag für Sie zu motivieren. Bin gespannt, ob er seine "Geheimnisse" Preis gibt
7. Das nächste Angebot: Die Costumer Journey. Spannende Frage: Wie wird der Kunde auf die Betriebe aufmerksam und was treibt er, bevor er sich zu einem Besuch entscheidet? Und wie schon an anderer Stelle erwähnt, ist dabei die Biermarke offensichtlich von ganz spezieller Bedeutung. Und es soll doch tatsächlich neben der bekannten bayerischen Biermarke mit den Mönchen im Schilde auch Brauereien geben, die dazu am "Kundengeschmack", hier gemeint natürlich im Imagesinne, dranbleiben. Die Ergebnisse der Betreuung einer Masterarbeit zum Thema "Costumer Journey" werde ich Ihnen hier in Kürze mitteilen
8. Ein weiteres Angebot: Die Augenblicke der Wahrheit. Wie und wann entscheidet der Gast über Top oder Flop? Dazu liegen die Ergebnisse aus vielen Seminaren von mir bereits in der Schublade. Und ein Update dazu erhalten Sie in einem der nächsten Beiträge
Resümee: Der Kampf um den Gast wird spannender denn je. Das neue Marketing ist dafür bestens vorbereitet. Die Hausaufgaben sind gemacht. Die Zukunft steht in den Startlöchern. Reden wir darüber